McsORGAN Magazin 2019

DER DORNENVOLLE WEG VON PASS I V ZU AKT I V UND ZURÜCK Passiv-Morganesen sind ähnlich wie ausgewiesene Mitglieder einer Kavallerie-Schwadron. Leider, nur ohne Pferd. Aber sie können, nicht nur auf der spi- rituellen Ebene, anständig und brav kompensieren. Zum Beispiel in Form eines Ritts mit echtem Paar- gefühl – bei Mozarts Klaviersonaten – auf einem je- derzeit verfügbaren Schaukelpferd. Meist aus Holz (morganlike). Die Vorteile sind eklatant. Der müh- same Weg in die Garage entfällt, es sei denn das Gampiross befände sich entweder im Estrich, im Keller oder in der Stille einer behaglichen Klause ausserorts. Auch Depressionen infolge Motorpan- nen bleiben aus, nebst dem Wegfall zertifizierter Abgaskontrollen und neurosentreibender Bussen. Ganz zu schweigen von ominösen Tankstellen oder kostspieligen GPS-Geräten mit Wetterstation und Wasserauffangbecken als Rettungsanker bei filigra- nen Morgan-Dächern. Anders bestellt wäre es aller- dings, der tägliche Ritt fände in einem undichten Raum statt und/oder das majestätische Schauspiel nähme ein abruptes Ende infolge Orientierungsver- lust oder unsachgemässer Reittechnik auf Grund eines Übergenusses an Chablis oder Fendant (es darf ausnahmsweise auch mal ein kräftiger Bur- gunder sein, sofern Yves, der MCS-Juravirtuose und Altmeister, zustimmt). Der / die Morganese landet dann auf dem was man im Volksmund seine fünf Buchstaben nennt. So weit so gut. Was, wenn nun aber ein Passiver seiner Selbststeuerungsfähigkeit plötzlich bewusst wird und für einmal diesem unwürdigen Schaukel- pferdsyndrom mit all seinen Abhängigkeiten und Zwängen entfliehen will? Und sei es nur für eine kurze Zeit? Was, wenn er das Gefühl erleben will, sich wieder einmal im Gewand eines Aktiven zu be- wegen? Der Homo Sapiens – für Nichtbiologen der wandelnde Mensch mit all seinen Neigungen und Wünschen – hat durchaus die Fähigkeit, ein Passiv in ein Aktiv zu transformieren! Und die Vorsilbe «trans-» bedeutet nichts weniger als «hinüber gleiten» von einem desolaten Morganesen-Passiv- Zustand in einen andern, ergreifenden, erhabenen! Damit ist angedeutet, dass ein der MCS-Passivschaft Angehöriger (in Begleitung, versteht sich) durchaus – wenn auch nur für kurze Zeit – sein Hemd wech- seln und aktiv werden kann. Das spielt sich dann in der Regel so ab, dass man ein Gefährt ausborgt und es für eine bestimmte Zeit sein Eigen nennt. Man versucht also, wie weiland der Weihnachtsmann, sich einen Wunsch zu erfüllen und Träume Realität werden zu lassen. Der Antrieb dazu stammt nicht aus dem Kochbuch für Frühlingsrollen oder aus dem Menue-Plan angehender Balladensänger, son- dern findet sich eher im Manual ehemaliger, reifer, erfahrener aktiver Morgan-Lenker. So geschehen an einem Frühlingstag im Jahre des Herrn 2019. Vorweg aber noch ein paar ergänzende, richtungs- weisende Angaben über das geistige, seelische und materielle Gepäck – der Fachmann bezeichnet das als Planung – eines stimmungswechselnden Passiv-MCS-Mitglieds. Alles Vorbedingungen für diese wahnwitzige Idee. Sie erfüllt eigentlich den Tatbestand einer Irrfahrt. Und noch ein Hinweis zu dieser Reisebeschreibung hier: Die einem Passiven zur Verfügung stehende Seitenzahl in diesem Club- Heft ist beschränkt und lässt deshalb einen ausge- schmückten, bildbefrachteten Inhalt nicht zu. Ich beschränke mich somit auf das Wesentlichste: Idée de Manœuvre: Basel–Marokko–Basel in Begleitung Transportmittel: Morgan-3-Wheeler, S&S 1983cc V-twin, 525 kg, 5-Gang, ausgeborgt / gemietet, Tankinhalt 42 l. Text & Fotos: Guido E. Nussbaumer Geplantes Routing: Basel-Genua via Altdorf – Giornico – Bellinzona – (Road Map) Tortona mit Zwischenhalt – Genua – Tanger – und zurück via Genua. Verschiffung nach Tanger ab Genua und Weiterfahrt in die Wüsten- region des Vallée du Drâa von Ouarzazate mit dem Hohen Atlas im Norden sowie dem Stausee E-Mansour-Eddahbi und zurück über Erg Chebbi, Plaine de Tamlelt, Debdou, Tanger.

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