Leseprobe «Schule 21 macht glücklich»

17 IDEE SCHULE 21 MACHT GLÜCKL I CH 1 L EBEN UND L ERNEN IM 21 . JAHRHUNDERT «Menschen, die sich richtig verhalten können, werden das auch tun ! » Bo Hejlskov Elvén gehen Türen auf, wenn die Eltern als «Ex- perten für ihr Kind» angesehen und ein- bezogen werden. Sie schätzen Tages- schulstrukturen besonders, weil sie Inseln der Ruhe verschaffen. Eltern tanken Ener- gie, umden Familienalltag gut bewältigen zu können. Ein stressfreieres Familien- leben trägt dazu bei, dass es in der Schu- le ruhiger und entspannter ist. Eine Klassenlehrerin erklärt: «Ich erlebe die Integrationsaufgaben rund um die Beschulung von Luca als grosse Bereiche- rung. Durch die Auseinandersetzung mit den diagnostischen Fragen und der Fachberatung erhalte ich quasi Weiter- bildung vor Ort. Ichwerdemich gezielt in weitere Themengebiete einarbeiten und vielleicht eine Lerncoaching-Ausbildung absolvieren.» Sind die Rahmenbedingungen günstig, verfügen Lehrpersonen und das ganze Klassenteam über ausreichend Energie, sichmit Integrationsthemen auseinander- zusetzen. Als erstes schaffen Klassen- teams einen sicheren Ort, an dem sich Kinder wohl und akzeptiert fühlen. Die Lehrerin wird ausreichend unterstützt, in- dem sie Fachberatung in Anspruch neh- men kann. Sie interessiert sich dafür, wie Lernen funktioniert und was die Neuro- psychologie Neues erforscht hat. Bezie- hungsarbeit ist ein Schwerpunkt ihrer Arbeit. Störungen nimmt sie nicht persön- lich, sondern betrachtet sie als Denkan- stoss, um das Lernarrangement anzupas- sen. Sie bleibt neugierig. Eine Schulleitung sinniert: «Herausfor- dernde Situationen bringen uns weiter. Der Anspruch, eine integrative Schule zu sein, trägt wesentlich zur unserer Schul- entwicklung bei. Die interdisziplinäre Arbeit im Klassenteam wird gestärkt und Fachwissen wird durch die Auseinander- setzung mit integrativen Unterrichtskon- zepten erweitert.» Integration ist eine innere Haltung und dient nicht nur dem einzelnen Kind, son- dern der ganzen Schulgemeinschaft. Er- folgreiche Integration macht die Schule tragfähiger. EineDiagnosewirkt erklärend und unterstützend. Sie hilft, das Kind und sein Handeln zu verstehen. Diagnosen grenzen aber auch aus, zumBeispiel wenn finanzielle Ressourcen an eine Diagnose gebunden sind. Dann ist anders zu sein nicht mehr normal, sondern ein Aus- nahmezustand. Gleichzeitig braucht es Ressourcen, umbehinderungsbedingte Nachteile auszugleichen (deshalb heisst es auch Nachteilsausgleich!) und dem Kind eine möglichst grosse Teilhabe zu ermöglichen. Ein schwer aufzulösender Widerspruch, den die Politik klären muss. Mehr Ausgrenzung als bei Diagnosen bewirkt das Streben nach homogenen Gruppen, obwohl wir wis- sen, dass Gruppen im- mer heterogen sind. Der Ruf nach homogeneren Gruppen deutet oft auf Überforderungssituatio- nen hin. Deshalb können

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