McsORGAN Magazin 2020

Der +8 ist ein gutmütiges Fahrzeug. Ich musste aber lernen, dass diese Rakete nach einer kurzen Gerade schon 120 –140 km/h schnell war. In der Gebrauchs- anweisung stand zu lesen, dass man bei schneller Au- tobahnfahrt den Pneudruck auf ca. 2,5 bar zu erhöhen hätte, was ich, als ich beruflich nach Heidelberg muss- te, auch tat. Es war wenig Verkehr und zusammen mit einem starken Mercedes fuhren wir nordwärts um die 160 km/h. Manchmal liess er mich vor – et vice versa. Vielleicht nach einer Stunde freundschaftlichen Fah- rens fing der Mercedes hinter mir äusserst beharrlich an zu hupen und es ging nicht mehr lange, bis es im +8 einen lauten Knall gab. Einer der hinteren Reifen war geplatzt. Durch gefühlvolles, leichtes Bremsen und Lenken hielt ich auf der Standspur an und der Mercedesfahrer erklärte mir, dass sein Auto mit klei- nen Gummiteilen bombardiert worden sei. Wenn ich mich richtig erinnere, geschah dasselbe auch der Au- tomobilerevue mit einem Jensen V8. Die serienmässi- gen Hochgeschwindigkeits-Dunlop-Reifen waren ihrer Aufgabe nicht gewachsen. Ein neuer Satz V10 Kléber- Colombe-Reifen wurde spendiert. Ich habe in weniger als einer Minute nie mehr so viel verdient! Auf einer anderen Fahrt nach Madrid trat beim Über- holen, um die 60 km/h, kurz vor dem Erreichen mei- nes Hotels in Limoges, in der Hinterachse ein komisch surrendes Geräusch auf. Das ganze Heck war mit Öl verschmiert. Beim Bücken sah ich, dass das Differen- zialgehäuse einen «Schranz» aufwies: ein Teil des Differenzials war hinten hinausgeschossen. Per SNCF wurde mein +8 zurück nach Aesch BL verfrachtet und die Reise ging ab Périgueux per GS Citroën weiter. Übrigens das einzige Auto, das ich kenne, welches ich hinten nicht herumbringe! Da die angeforderten Ersatzteile aus heutiger Sicht nie eintrafen, beschloss ich mit Herrn Wehrlin 1974 bei Peter Morgan meinen +8 mit Rover 4-Gang-Ge- triebe zu bestellen. Seinerzeit brauchte ja das Werk 3 Monate , um ein Auto fertigzustellen. Wie gewohnt holte ich den +8 im Werk Mitte Mai 1975 ab. Als 1986 der +8 mit dem Rover 5 Ganggetriebe und Einsprit- zung erhältlich wurde, holte ich ihn, wie gewohnt, in Malvern Link ab. Bei beiden meiner mit Mossgetriebe bestückten Morgan mussten diese repariert werden, da erster und Rückwärtsgang kaum mehr einzulegen waren. Kleinere Geländeexkursionen sind definitiv nicht zu empfehlen. Der eingespritzte Morgan hatte seit Beginn die Eigenschaft, dass es bei schön warm gefahrenem Motor und Vollgas zwischen 4000 und 5000 rpm gewisse Aussetzer hatte, d. h. nicht voll durchzog. Niemand konnte dies beheben bis sich je- mand die Mühe nahm, die Einspritzdüsen zu kontrol- lieren und zu reinigen. Sie waren teilweise verstopft! Vor Jahren hatte ich auch noch 3 Morgan Roadster , 3l und 3,7l. Sehr gute Autos, aber wie bei üblich, ha- ben diese einen hoch bauenden Motor. Dadurch liegt die Ölwanne nahe am Boden. So kommt es, dass man Gefahr läuft, die Wanne am Boden aufzuschlagen und den ganzen Motor zu beschädigen. Das passierte mir, als ich auch vor vielen Jahren auf einem sauber geteerten Platz vor dem Mittagessen he- rumfuhr. Mein +8 setzte auch mit der Ölwanne leicht auf. Beim Mittagessen mit dem Morgan Club sagte uns ein Mitglied, dass mein +8 Öl verliere. Seither haben beide +8 auch einen Unterbodenschutz wie mein Alfa Romeo Spider 1986 und andere Alfas auch. Mein Fazit in Kürze: Ich habe glückliche Erinner- ungen mit fast 500’000 km mit meinen Morgans. McsORGAN «Er l ebni sse mi t me inem. . . » – 117

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