McsORGAN Magazin 2020

SEITENWECHSEL ... PASSIVSCHAFT Tex t : Gu i do Nus sbaum Lieber Morganer, etwas vorweg: Betrachten Sie diesen Beitrag als Zusammenfassung der in den letzten vier Jahren gewonnen Erkenntnisse und weniger als Additiv einer morganlike verfranz- ten Erleuchtung! Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, Neo- logismen sind nun mal „Wort-Neu-Kreationen“. Sozusagen eine Art Erfindung, also etwas Neues. Meist ganz neu! Eine solche Wortkreation wäre bei- spielsweise der Begriff «Passivitas» . Bei Studen- tenverbindungen gibt es eine «Aktivitas» – übri- gens nicht nur dort – nicht jedoch, meines Wissens, eine «Passivitas» . Nehmen wir also für einmal diesen Ausdruck in Anspruch für uns Morganesen, Morganer, oder seit neuestem auch Morganauten. Die morganesische Passivitas ist ein gewürfelter Haufen von Leuten, die auf der entgegengesetzten Seite jener stehen, die sich als Mitglieder der Ak- tivitas bezeichnen. Fürwahr, eine bezaubernde, an geistige Behinderung grenzende Erkenntnis! Aber es zeigt oder deutet zumindest darauf hin, dass man sich in irgend einer Form derjenigen annimmt, die – und das wurde in den vorangegangenen Bei- trägen mehrfach deutlich hervorgehoben – entwe- der dem Kreis «Morgan-Gehabthabender» zuge- ordnet werden oder sich sympathiehalber dieser Gilde zuordnen. Wie gesagt, um sie alle ging es in den vorangegangenen Beschreibungen, Hinweisen und Erklärungen. Dass einige Reflexionen auf der Strecke bleiben mussten, ist der Fülle des Stoffes und der Zeit geschuldet. Ist das Passive nun gut oder schlecht, gesund oder ungesund oder gar ansteckend? Wohin führt Pas- sivität? Zu Schlaflosigkeit oder zu dramatischen oder orgiastischen Phantasievorstellungen? Kön- nen beispielsweise Tiere passiv sein oder geben sie sich nur der Ruhe hin? Meine Gedanken anlässlich der letztjährigen Wüstenwanderung durch Marokko und dem unvorhergesehenen Rencontre mit Skorpi- onen waren so scheint mir, doch nicht so bizarr wie sie anmuten mögen. Ist der Terminus also auch in der Tierwelt existent? Bedeutet passiv sein Nichtstun und nichts tun? Trä- fe dies alles zu, dann erhielte dieser Begriff eine an- dere Dimension und Relevanz, einen anderen Inhalt und damit eine zusätzliche Bedeutung, der wir bis dato nie nachgegangen sind. Des Weiteren interes- siert, ob sich bei passivem Tun der Geruchssinn für Tannine im Whiskykeller reduziert oder der Nach- hall bei Weinverköstigungen beeinträchtigt wird? Und, in den vergangenen Jahren haben wir diesen zusätzlichen Blickwinkel mit Bedacht ausgespart, nämlich das Spektrum Frau. Wie verhält es sich bei weiblichen Passiven? Reduziert sich dadurch der Sexappeal und/oder vermindern sich Reizsignale? All diese Fragen zu klären, sind nunmehr dem Le- ser überlassen, zumal sie nicht eindeutig geklärt werden können. Und noch etwas Entscheidendes, obgleich auf einer eher trivialen Ebene: müss(t)en Passive äusserlich gekennzeichnet werden, mit ei- nem eigenen Label oder einem nicht sinnwidrigen Tattoo? Es ist nämlich in diesem Zusammenhang kaum anzuzweifeln, dass Passive im Kreise Akti- ver besonderer Zuwendung und Aufmerksamkeit

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