Schweizerischer Fischerei-Verband

34 //// FISCHER SCHAFFEN LEBENSRAUM //// DIE BEDEUTUNG VON KLEINGEWÄSSERN UND DER VERNETZUNG Im Schweizer Mittelland ist heute ein Grossteil der Kleingewässer für Fische weitgehend wertlos. Viele dieser Gewässer sind zu Entwässerungsgräben degradiert, in Betonschalen gelegt oder gar ganz eingedolt und unter die Erde verbannt worden. Hinzu kommt, dass die wenigen verbliebenen naturnahen Seitengewässer oft durch Wanderhindernisse unterbro- chen sind. Betrachtet man alte Karten oder besucht Gebiete, in denen der Mensch noch keinen direk- ten Einfluss auf den Lauf der Gewässer genommen hat, fällt meist die grosse Zahl mittlerer und kleinerer Fliessgewässer auf. Wie ein dichtes Netzwerk überziehen sie das Land. Gerade Klein- und Kleinstgewässer spielen für sehr viele Fischarten eine entscheidende Rolle. Sie dienen nicht nur als Rückzugsgebiet, wenn es im Hauptgewässer einmal (durch Hochwasser, hohe Wassertemperaturen etc.) «ungemütlich» wird, sie sind oft auch wichtige Laich- und Jungfischhabitate. Die hohe Produktivität vieler intakter Gewässersysteme ist zum Einen in der Menge an zur Verfügung stehenden Kleingewässern begründet. Wissen- schaftliche Studien haben ausserdem belegt, dass grade Kleinstgewässer, welche meist komplett zugewachsen sind, eine sehr hohe Produktivität und Fischvielfalt aufweisen. Wie wichtig diese Kleingewässer sind, zeigt sich jeweils bei Extremwetterereignissen wie Hitzewellen. Da die meisten dieser Gewässer konstant kühlen Grundwasserquellen ent- springen sind sie meist auch im Sommer ein guter Lebensraum und Zufluchtsort. Für tem- peratursensible Fische wie die Bachforelle oder auch die Äsche ist dies ein entscheidender Überlebensfaktor. Im Hitzesommer 2003 an den Seitengewässern des Rheins durchgeführ- te Temperaturmessungen haben beispielsweise eine durchschnittliche Wassertemperatur der einmündenden Bäche von 14–18°C gezeigt. Bei über 25 °C Wassertemperatur im Rhein hat dies einer Vielzahl von Fischen das Überleben gesichert. Historisch gesehen waren wohl die meisten dieser Kleingewässer natürlicherweise komplett beschattet. Gutes Beispiel eines neu erstellten Gewässerlaufs mit sehr guter Beschattung von Beginn weg. (Foto: S. Gründler) Insbesondere für Jungfische und Kleinfischarten (hier ein Bachneunauge) sind Klein- und Kleinstge- wässer wichtige Lebensräume. Von diesen Rück- zugsorten profitiert das gesamte Gewässersystem. (Foto: U. Müller)

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