Schweizerischer Fischerei-Verband

56 //// FISCHER SCHAFFEN LEBENSRAUM //// MASSNAHMEN MIT TOTHOLZ Bedeutung und Wirkung Der Begriff «Totholz» umfasst alle abgestorbenen Gehölze und deren Teile. Darunter fallen Reisig (feinste Zweige) , feines Totholz (dünne Äste, dünne Stämme) und grobes Totholz (di- cke Äste, dicke Stämme, Sturzbäume; Gerhard & Reich 2001) . In grösseren Gewässern ist vor allem das grobe Totholz als Strukturbildner von Bedeutung. Dessen Wirkung dann durch den Rückhalt von feinem Totholz und auch Reisig verstärkt. Mitteleuropa war ursprünglich fast vollständig von Urwäldern bedeckt. Die Bäche und Flüs- se waren durch ein heute kaum mehr vorstellbares, immenses Totholzaufkommen gekenn- zeichnet. Aus ökologischer Sicht ist daher ein Einbau von zu viel Totholz praktisch ausge- schlossen. Einschränkungen ergeben sich aber hinsichtlich des Hochwasserschutzes. Grosse Totholzmengen in Fliessgewässern führen zu einer deutlich erhöhten Strömungs- und damit Strukturvielfalt. Sie haben wesentlichen Einfluss auf die Gerinneform und beein- flussen z.B. die Häufigkeit, Grösse und ökologische Qualität von Kolken sowie die Entwick- lung von Mäandern und Kiesbänken. Mit dem Einbau bzw. dem Belassen von Totholz wird die Anzahl und Vielfalt von Fischlebensräumen und Deckungsstrukturen, das Nahrungsan- gebot der Wirbellosen (Holz als organisches Material, Rückhalt von Laub) verbessert. Die Strömung wird gebremst und Geschiebe verstärkt zurückgehalten und fraktioniert, wodurch insbesondere geeignete Laichplätze für Fische und Lebensraum für Wirbellose entstehen. Ein Mangel an Totholz führt auch in unverbauten Gewässern zur Strukturarmut, eine Erhö- hung der mittleren Fliessgeschwindigkeit und des Geschiebetransports sowie einem Ver- lust an Fisch- und Wirbellosenlebensräumen. Als Folge können Tiefen- und Seitenerosion auftreten, wodurch in grossen Mengen schädliche Feinsedimente eingetragen werden, die das Kieslückensystem zerstören können. Nicht zuletzt kann die Seitenerosion auch zu ei- nem massiven und vor allem unkontrollierten Eintrag grosser Totholzmengen führen, wo- durch die Verklausungsgefahr im Hochwasserfall erhöht wird. Totholz als prägendes Strukturelement in einem natürlichen Fliessgerinne. (Foto: S. Gründler)

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